Neben dem Museum Schnütgen gibt es weltweit nur wenige Museen, die größere Konvolute an europäischer Glasmalerei des Mittelalters und der Renaissance zu ihren Sammlungsbeständen zählen. Die größte und inhaltlich umfassendste Sammlung befindet sich im Victoria & Albert Museum in London.1 Über nur annähernd vergleichbare Bestände verfügen das Metropolitan Museum in New York2 sowie die Burrell Collection in Glasgow.3 Die Glasgemäldebestand des Museum Schnütgen ist mit rund 200 Objekten deutlich geringer im Umfang, muss aber mit ihren zahlreichen herausragenden Einzelwerken den internationalen Vergleich nicht scheuen.4 Angefangen bei kaum handtellergroßen Fragmenten bis hin zu vollständigen, aus mehreren Einzelscheiben zusammengesetzten, meterhohen Kirchenfenstern bildet die Sammlung des Museums die Entwicklung der Technik und der künstlerischen Ausdruckformen mittelalterlicher Glasmalerei vom 13. bis zum 16. Jahrhundert in vielen Facetten ab. Ergänzt wird der mittelalterliche Bestand um bedeutende Kreuzgangsverglasungen der Renaissancezeit sowie um eine größere Gruppe an Kabinettscheiben des 16. und 17. Jahrhunderts. Der Schwerpunkt in diesem Sammlungsbereich liegt auf Objekten aus Köln, dem Rheinland und Westfalen. Der Grundstock geht auf den Sammlungsgründer Alexander Schnütgen (1843–1918) zurück (Abb. 1).5 Farbige Glasmalereien spielten in der Ausstattung von mittelalterlichen Kirchen und Klöstern, ab dem ausgehenden 15. Jahrhundert auch von profanen Wohnhäusern wohlhabender Bürger eine zentrale Rolle. Sie verschlossen die mit Beginn der gotischen Epoche zunehmend größer werdenden Fensteröffnungen und ließen als diaphane Wände Abb. 1 Dt. Carl Faust (1874–1935), Porträt Alexander Schnütgen, 1918 1 Williamson 2003. 2 Hayward 2003. 3 Marks 2012. 4 Lymant 1982. 5 Carl Faust (1874–1935), Porträt Alexander Schnütgen, 1918; Köln, Museum Schnütgen, Inv. M 732 Manuela Beer Die Glasgemäldesammlung des Museum Schnütgen Voraussetzungen und Genese eines besonderen Sammlungsbestandes 23
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