Hl. Bilhildis Mittelrhein, um 1280–1290 Glasmalerei 35,7 x 18,1 cm Sammlung Alexander Schnütgen Köln, Museum Schnütgen, Inv. M 33 2 Die fragmentarisch erhaltene Glasmalerei mit der Darstellung der hl. Bilhildis zählt zu den wenigen Glasgemälden aus der Sammlung des Museumsgründers Alexander Schnütgen. Eine Inschrift im Spitzbogen über dem Nimbus verweist namentlich auf die eher unbekannte Heilige, deren Leben und Wirken im Einsatz für Kranke eng mit der Stadt Mainz verbunden ist. Die fränkische Adlige (geb. Mitte 7. Jahrundert, gest. 734) gilt als Gründerin des Klosters Altenmünster in Mainz, dem sie nach dem Tod ihres Mannes, des heidnischen Frankenherzogs Hetan, als Äbtissin vorstand. Die Glasmalerei zeigt Bilhildis jedoch nicht als Äbtissin, sondern in vornehmer weltlicher Kleidung. Die Deutung der Blüten in ihrer Hand ist bislang ungeklärt. Die enge Verbindung zu Mainz und die seltene Darstellung der Bilhildis, die sich fast ausschließlich auf den Mainzer Umkreis beschränkt, führten zur Lokalisierung der Glasmalerei an den Mittelrhein. Zudem lassen sich in der Farbgebung, der malerischen Ausführung des Gesichts, der Gestaltung des Hintergrunds mit stilisierten Hopfenranken und in dem die Figur überfangenden Spitzbogen mit Kreisornamentik enge Bezüge zu einem Spitzbogenfenster mit der Darstellung der hll. Kunigunde und Benedikt erkennen, das sich heute im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt (Inv. Kg 33:3) befindet. Die Figur des hl. Benedikt in der Darmstädter Scheibe könnte auf die Herkunft aus der Verglasung eines Benediktinerklosters hindeuten, möglicherweise des ehemaligen Klosters Eibingen im Rheingau. Die geringe Größe des Fensters lässt vermuten, dass es nicht für den Kirchenbau, sondern für einen Raum mit kleineren Fensteröffnungen geschaffen wurde. Dem Darmstädter Fenster werden zudem zwei heute verschollene Glasmalereien, ehemals in der Sammlung von Wilhelm Conrady (1829–1903), mit den Darstellungen der hll. Katharina und Agnes mit einer Nonne als Stifterin sowie der Einzelfigur des hl. Augustinus zugeordnet. Diese beiden Spitzbogenfenster, nur als Schwarz-Weiß-Aufnahmen überliefert, zeigen ebenfalls Parallelen in den Ausmaßen und der stilistischen Ausführung zur Bilhildis-Scheibe. Die ornamentale Gestaltung des Hintergrunds weicht hingegen ab. In Anlehnung an die Komposition dieser Spitzbogenfenster könnte die frontal ausgerichtete hl. Bilhildis ehemals entweder als Einzelfigur in einem weiteren Fenster desselben Kontexts wie die übrigen genannten Scheiben dargestellt worden sein oder aber in einer paarweisen Anordnung mit einer anderen Heiligenfigur. Oidtmann 1912, 159. – Wentzel 1954, 32. – Schnitzler 1936, 26. – Beeh-Lustenberger 1973, 76, Nr. 103. – Lymant 1982, 43–44, Nr. 23. – Kat. Himmelslicht 1998, 210–211, Nr. 37 (Daniel Hess) – Hess 1999, 39, Abb. 17. – Kat. Krone und Schleier 2005, 377, Nr. 269 (Dagmar Täube). Carola Hagnau 40
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