Kreuzigung Christi und Stifterpaar van der Molen Soest, um 1300 Glasmalerei 57,4 x 38,9 cm; 47,5 x 39,2 cm Vom Kölner Kunstgewerbemuseum 1930–1932 übernommen Köln, Museum Schnütgen, Inv. M 660, M 614 3 Die Figuren von Christus, Maria und Johannes auf der einen sowie des Stifterpaars auf der anderen Scheibe treten durch den Kontrast des Buntglases zum farblosen Grisaillegrund deutlich hervor. Für die Gestaltung der Farbpartien wurde insbesondere blaues, gelbes und rotes Glas verwendet. Das Grün des Kreuzes, das symbolisch auf den Lebensbaum verweist und an keiner anderen Stelle zu finden ist, hebt dieses zentrale christliche Zeichen hervor. Das Stifterpaar ist von einer hellblauen Raute hinterfangen, deren harte geometrische Form durch die wellenförmigen Schriftbänder durchbrochen wird. Die beiden Glasmalereien gehören zu einem Zyklus, der um 1300 als Kollektivstiftung verschiedener Paare aus dem Soester Bürgertum angefertigt wurde. Für welche Kirche die Scheiben bestimmt waren, ist unklar. Sie könnten für den romanischen Vorgängerbau der Paulikirche in Soest gedacht gewesen sein, der 1350 durch einen gotischen Neubau ersetzt wurde (Landolt-Wegener). Drei Scheiben mit Stifterpaaren haben sich in den Kirchenfenstern von St. Pauli erhalten, zwei weitere befinden sich in den Museen Burg Altena. Ursprünglich war jedes Stifterpaar wohl einer Heiligendarstellung oder biblischen Szene zugeordnet, die Kreuzigung ist jedoch die einzig überlieferte biblische Szene. Eine einstige Anordnung dieser Kreuzigung über der im Museum Schnütgen erhaltenen Stifterscheibe ist in Hinblick auf die unterschiedliche Ausführung des Hintergrunds unwahrscheinlich: Während bei der Kreuzigung die zarten Blattranken als Negativform aus dem Schwarzlot herausmodelliert wurden, sind auf der Stifterscheibe die Konturen der Blätter und Trauben mit ihren kräftigeren Stängeln vor einem schraffierten Grund gesetzt. Für beide finden sich stilistische Entsprechungen in den übrigen Scheiben. So kann angenommen werden, dass die Kreuzigung über einem im Hintergrund passenden Stifterbildnis eingesetzt war. Die Stifterscheibe hingegen bildet zusammen mit einer weiteren in der Paulikirche eine eigene Gruppe innerhalb des Zyklus. Die Paare auf diesen Pendants können dank der Inschriften als Metges (?) und Godefridus van der Molen sowie Druda und Gota Medebecke identifiziert werden, zwei miteinander verwandte und urkundlich kurz vor 1300 belegte Soester Familien. Auch bei allen weiteren Stifterpaaren scheint es sich um wohlhabende Soester Familien zu handeln – zwei der Männer waren wahrscheinlich Ratsherren, einer vielleicht Bürgermeister um 1300. Auffällig ist, dass die Frau jeweils die im christlichen Glauben hierarchisch höher angesehene Seite links im Bild, zur rechten Christi, einnimmt. Ob dies in Analogie an die festgesetzte Aufstellung Marias und Johannes zur rechten bzw. linken Seite des Kreuzes geschehen ist, kann ohne die fehlenden biblischen Darstellungen nicht geklärt werden. Von Falke/Creutz 1910, 8. – Oidtmann 1912, 159. – Landolt-Wegener 1959, 33–37. – Lymant 1982, 46–49, Nr. 25/26. – Kat. Himmelslicht 1998, 204–205, Nr. 34.1–2 (Carola Hagnau). – Wittekind 2007, 199–200. – Kat. Goldene Pracht 2012, 392–393, Nr. 225 (Petra Marx). Jule Wölk 42
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