Anbetung der Heiligen Drei Könige Aus der Kölner Ratskapelle Köln, 1474 Glasmalerei 270 x 175 cm Vom Kölner Kunstgewerbemuseum 1930–1932 übernommen Köln, Museum Schnütgen, Inv. M 594 6 1423 verwies der Kölner Rat die jüdische Gemeinde der Stadt und veranlasste, dass die Synagoge, die in unmittelbarer Nähe zum Rathaus lag, zur Ratskapelle umgebaut wurde. Die Umwandlung des Gebäudes hatte dabei hohe Symbolkraft: Mit der Weihe der Kapelle sah man den Sieg der christlichen Kirche (Ecclesia) über das Judentum (Synagoge) besiegelt. Das Gebäude, das fortan für die Gottesdienste des Rats und damit der führenden Bürger Kölns genutzt wurde, sollte dementsprechend repräsentativ ausgestattet werden. Das Kölner Stadtwappen und die Heiligen Drei Könige als Stadtpatrone wurden daher an wichtigen Stellen des Gebäudes abgebildet. Neben dem großen Altarbild Stefan Lochners mit der Anbetung der Könige wurde das Bildthema auch in diesem Fenster in der 1474 erbauten Sakristei aufgegriffen. Nach der Säkularisation wurde es 1803 in die Kirche St. Maria im Kapitol übertragen, bevor es 1850 wieder an seinem Ursprungsort zurückkehrte. Ende des 19. Jahrhunderts gelangte die Glasmalerei ins Kunstgewerbemuseum und von dort 1930–1932 ins Museum Schnütgen. Der Darstellung der drei Könige bei der Anbetung könnten Vorbilder aus der zeitgenössischen Malerei auf Holz und Leinwand zugrunde liegen. Die Aufteilung des Fensters in drei senkrechte Bahnen trennt die Könige voneinander und führt zu einer unausgewogenen Figurenaufteilung. Auf den linken Scheiben kniet der älteste König und überreicht dem Christuskind auf Marias Schoß sein Geschenk. Dahinter, durch die Stallarchitektur abgegrenzt, wohnen Josef sowie Ochse und Esel der Szene bei. In der Landschaft im Hintergrund weidet ein Schafhirt seine Herde. Auf den Scheiben der zwei rechten Bahnen ist jeweils ein König großflächig dargestellt, der jüngste rechts begleitet von zwei Männern aus seinem Gefolge. Aus der gleichen Werkstatt hat sich in der Kreuzherrenkirche in Ehrenstein im Westerwald eine Anbetungsszene erhalten, deren Madonna mit Kind nach derselben Vorlage gearbeitet wurde (Lymant). Einzigartig ist hier jedoch die Verbindung der Darstellung der Heiligen Drei Könige mit den oberen Scheiben, in denen gleich zwei Mal das Kölner Stadtwappen von der Figur eines wilden Mannes präsentiert wird. Im Wappen zu sehen sind die drei Kronen der Könige. Die heute im unteren Teil befindlichen elf schwarzen Tropfen bzw. Flammen sind noch nicht dargestellt. Die Farben des Wappens bestimmen maßgeblich die Farbgebung der umliegenden Scheiben, wie die der beiden Engel, die ihre Weihrauchfässer in Richtung der Wappen schwenken. Der Rest des Fensters besteht überwiegend aus weißem Glas mit wenigen zum Teil erneuerten farbigen Partien. Akzente aus Silbergelb heben den wegweisenden Stern sowie die Gaben der Könige und ihre Kronen, die sie als Zeichen der Ehrerbietung abgesetzt haben, hervor. Von Falke/Creutz 1910, 23. – Oidtmann 1929, 297–299. – Kat. Herbst des Mittelalters 1970, 65, Nr. 66. – Kat. Die Heiligen Drei Könige 1982, 155, Nr. 19 (Brigitte Lymant). – Lymant 1982, 131–133, Nr. 66. – Westermann-Angerhausen/Täube 2003, 46, Nr. 23 (Dagmar Täube). Jule Wölk 52
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