Licht in dunklen Zeiten

Kreuzigung Christi mit dem hl. Laurentius Aus der Pfarrkirche St. Laurentius in Köln Köln, um 1489 Glasmalerei 320 x 181 cm Ab 1803 im Glasgemäldedepot der Stadt Köln; ab 1834 als Leihgabe in St. Georg in Köln; von dort 1929 in die Museumssammlung übernommen Köln, Museum Schnütgen, Inv. M 501 7 Aus fünfzehn Einzelscheiben setzt sich dieses monumentale Glasfenster zusammen. Elf davon nimmt die Kreuzigung Christi mit Maria und Johannes ein. Darunter sind etwas kleiner der hl. Laurentius sowie ein Stifter und ein wappentragender Engel in kirchenähnlichen Innenräumen dargestellt. Der Heilige, der in der rechten Hand den Rost hält, auf dem er der Legende nach im 3. Jahrhundert sein Martyrium erlitt, verweist auf den ursprünglichen Bestimmungsort der Scheiben: die heute zerstörte Kölner Pfarrkirche St. Laurentius. Dort wurde dieses Fenster an zentraler Stelle im 1489 geweihten Chor eingesetzt. Nach der Aufgabe der Kirche zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde es 1834 als Leihgabe der Stadt Köln zunächst in St. Georg in Köln neu eingebaut und gelangte von dort 1929 ins Museum Schnütgen. Wer der abgebildete Stifter war, ist trotz des erhaltenen Wappens nicht bekannt, jedoch macht das Bildnis die Beliebtheit von Glasmalereien als Stiftungsobjekte deutlich. Durch die gute Sichtbarkeit im Kirchenraum eigneten sich Glasfenster in besonderem Maße dafür, bei Betrachtenden im Gedächtnis zu bleiben, sie zur Fürbitte für das eigene Seelenheil anzuhalten und die eigene Frömmigkeit zu unterstreichen. Zudem traten in der Glasmalerei Stiftende auf unmittelbare Weise mit dem Transzendenten in Verbindung (Noll): Bildnisse, Wappen und Namensinschriften fanden sich neben den Darstellungen von Heiligen und biblischen Geschehen und wurden gleichermaßen vom göttlichen Licht durchflutet. Für die Scheiben wurde vorwiegend weißes Glas mit Silbergelbmalerei verwendet. Farbiges Glas wurde insbesondere für den Hintergrund und einige Gewandpartien genutzt. Stilistisch und technisch steht die Glasmalerei einem Kreuzigungsfenster in St. Maria im Kapitol nahe, das nach 1481 vom Stiftsherrn Heinrich von Berghem gestiftet wurde. Die Kreuzigung scheint hier durch die Reduzierung auf die drei Hauptfiguren auf eine emotionale Anteilnahme durch die Betrachtenden abzuzielen. Doch entstand auch ein Wechselspiel zwischen der Darstellung auf dem Fenster und dem Geschehen im Kirchenraum. So finden sich fünf Engelsfiguren, von denen eine betet, während die anderen das Blut aus den Wundmalen Christi in Kelchen auffangen. Das Blut selbst ist nicht abgebildet, dennoch muss sich während der Messe für die Gläubigen und den zelebrierenden Priester aufgrund der zentralen Position des Fensters ein sichtbarer Zusammenhang ergeben haben zwischen den dargestellten Kelchen und Wunden und dem Messkelch, in dem sich der in das Blut Christi gewandelte Wein befand. Auch die Kleidung des Laurentius mit Albe, Amikt und kostbarer Dalmatik sowie der Codex in seiner Hand fanden eine Entsprechung in den Gewändern der Diakone und dem Buch als Heilige Schrift im Gottesdienst. KDM Rheinprovinz 6,4, Köln (1,4) 1916, 363. – Schnitzler 1968, 94–95, Nr. 162. – Kat. Herbst des Mittelalters 1970, 65–66, Nr. 67. – Lymant 1982, 144–146, Nr. 83. – Zehnder 1996, 30–31. – Täube 1998, S. 48–51, Nr. 17. – Woelk/Beer 2018, S. 324–325, Nr. 218 (Adam Stead). – Hamann/Wienand 2021, S. 488, Nr. 5.1 (Matthias Hamann). – Zu Stifterbildern auf mittelalterlichen Glasmalereien: Noll 2024. Jule Wölk 54

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