Kreuzigung Christi Köln, um 1490–1500 (Kreuzigung) und 1497 (Maßwerkscheiben) Glasmalerei 230 x 145 cm Vom Kölner Kunstgewerbemuseum 1930–1932 übernommen Köln, Museum Schnütgen, Inv. M 515 8 Im Zentrum dieser Scheibe wird Christus soeben mit der Lanze die Seitenwunde durch den blinden Soldaten Longinus und seinen Helfer zugefügt. Der Kopf Christi ist leicht zur Seite geneigt, seine Augen geschlossen, der Mund leicht geöffnet. Die geradlinige und ruhige Haltung des angenagelten Körpers steht im Gegensatz zu den gekrümmten Gliedern der beiden Schächer links und rechts von ihm. Ein Engel und ein Dämon fassen die Seelen der beiden und stellen so den Gläubigen eindrücklich Lohn und Strafe für Befolgung und Missachtung des christlichen Glaubens vor Augen. In der oberen Bildhälfte heben sich die aus weißem Glas zusammengesetzten Körper der drei Gekreuzigten klar vom blaugefärbten Hintergrund ab. Bei den vielen Personen in der unteren Hälfte dagegen wurde vermehrt farbiges Glas und Silbergelb eingesetzt. Hier präsentieren sich den Gläubigen die Gruppe der Trauernden mit Maria und Johannes links, Maria Magdalena unter dem Kreuz und rechts der gute Hauptmann, beide in prachtvolle Gewänder gekleidet. Im Hintergrund raufen sich Männer, die um den ungeteilten Leibrock Christi würfeln. Der ursprüngliche Standort dieser Glasmalerei ist nicht mehr zu ermitteln. Wahrscheinlich handelt es sich um ein zentrales Fenster aus einem Kirchenchor oder einer spätgotischen Seitenkapelle, das im Zuge der Säkularisation ausgebaut wurde (Lymant). 1850 wurde es zusammen mit einem weiteren Fenster (Kat. 6) in der Sakristei der Kölner Ratskapelle eingesetzt. Im Zuge dessen wurden nicht nur Ergänzungen, wie das erneuerte Lendentuch Christi oder die grünen Partien, vorgenommen, sondern auch neue Maßwerkscheiben als Bekrönung angefügt. Diese Glasmalereien mit floralem Dekor und kleinen Engelsfiguren unterscheiden sich stark von der Kreuzigung im Hinblick auf Stil und Technik. Durch die angegebene Jahreszahl können die Scheiben auf 1497 datiert werden. Die beiden dargestellten Wappen sind die der Eltern Philipp von Dauns, der von 1508–1515 Erzbischof von Köln war: Wirich IV., Herr zu Daun und Oberstein, und Margarethe, Gräfin von Leiningen (Lymant). Das gesamte Fenster wurde Ende des 19. Jahrhunderts an das Kölner Kunstgewerbemuseum überwiesen und 1930–1932 in das Museum Schnütgen überführt. Die figurenreiche Kreuzigungsszene zeigt die enge Verbindung der Kölner Glasmalerei zur Malerei auf Holz und Leinwand. Parallelen lassen sich zu verschiedenen Malerwerkstätten wie der des Meisters der Hl. Sippe und des Meisters des Marienlebens entdecken. Rode und von Euw vermuten eine Verbindung zur Glasmalereiwerkstatt Johann von Dürens, der um 1500 als Glasmaler in Köln belegt ist. Renard 1907, 147–148. – von Falke/Creutz 1910, 23. – Oidtmann 1929, 299–300. – Kat. Herbst des Mittelalters 1970, S. 66 (Anton von Euw/Herbert Rode). – Lymant 1982, 152–155, Nr. 87. – Täube 1998, 56–59, Nr. 19. Jule Wölk 58
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