Licht in dunklen Zeiten

Zwei Kabinettscheiben mit den hll. Sebastian und Antonius, Katharina und Barbara Köln, Ende 15. Jh. Glasmalerei D. je 36 cm Vom Kölner Kunstgewerbemuseum 1930–1932 übernommen Köln, Museum Schnütgen, Inv. M 516, M 517 10 Paarweise einander zugeordnete Heilige sind überregional beliebte Darstellungen auf Kabinettscheiben. Die beiden zusammengehörenden farbintensiven Rundscheiben zeigen jeweils zwei männliche und weibliche Heilige in Grisaillemalerei vor einem kräftig roten, mit Rankenornamenten versehenen Hintergrund. Die rahmenden Schmuckbordüren zieren tiefblaue Blüten sowie Tier- und Jagdszenen in floraler Rankenornamentik. Diese Art der Randzier erinnert an spätmittelaterliche Handschriften. Die Heiligen geben sich in den beigefügten Symbolen zu erkennen. Der hl. Sebastian in Ritterrüstung hält eine Fahne mit Pfeilen, die auf sein Martyrium hindeuten. Schwein, Stock und Glocke weisen seinen Begleiter als hl. Antonius aus. Gemeinsam galten sie als Schutzpatrone vor der Pest. Schwein und Kreuz sind zudem Kennzeichen des Antoniterordens, der sich um Kranke und Arme kümmerte. Im Gegenzug für diese Dienste war es den Antonitern erlaubt, ihre Schweine frei herumlaufen zu lassen. Rad und Schwert sind die Marterwerkzeuge, mit denen die hl. Katharina gefoltert und getötet wurde. Der Turm gilt als das Symbol der hl. Barbara. Bislang konnte nur die Wiedergabe des hl. Antonius auf eine konkrete Vorlage, einen Kupferstich Martin Schongauers, zurückgeführt werden. Die malerisch ein wenig grob ausgeführten Gesichter und Gewänder lassen jedoch für alle Dargestellten Holz- oder Kupferstichvorlagen vermuten. Seit der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts griffen die Glasmaler für ihre Gestaltungen vermehrt auf konkrete Vorlagen ihrer Zeitgenossen zurück. Gefertigt wurden beide Scheiben wohl für den privaten Bereich. Als Auftraggeber wird die Kölner Patrizierfamilie Mauwenheim vermutet, da ihr Wappen zwei überkreuzte Pfeile zeigt, die ähnlich auf der Fahne des hl. Sebastian wiedergegeben sind. Weiterhin weist der Wappenschild mit Brezel und Brot zu Füßen der hl. Katharina auf die Bäckerszunft hin. Das älteste, urkundlich bereits 1282 genannte Mitglied der Familie, Heinrich Mauwenheim, war Bäcker. In der Familie Mauwenheim ist zur Entstehungszeit der Scheiben Ende des 15. Jahrhunderts zudem eine Tochter mit Namen Katharina belegt. Von Falke/Creutz 1910, 61–62. – Schmitz 1913, Bd. 1, 152. – Schnitzler 1936, 60, Nr. 57. – Lymant 1982, 149–152, Nr. 85, 86. – Legner 1991, 309, Abb. 208. – Hess 1995, 42–49. – Täube 1998, 52–55, Nr. 18. – Gliesmann 2007, 151. – Kat. Glanz und Größe 2011, 397, Nr. 158, 159 (Dagmar Täube). – Woelk/Beer 2018, 304–305, Nr. 201 (Karen Straub). Carola Hagnau 64

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