Licht in dunklen Zeiten

Kabinettscheiben mit Szenen aus dem Leben Abrahams Erworben 1999 mit Unterstützung der Kölner Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln Köln, Museum Schnütgen, Inv. M 704, M 705 Abraham schickt seinen Knecht aus Südliche Niederlande, um 1520 Glasmalerei D. 25 cm Abraham segnet die Heirat von Isaak und Rebecca Südliche Niederlande, um 1480-1500 Glasmalerei D. 26,7 cm 12 Im Gegensatz zu den monumentalen Verglasungen der Kirchen und Kathedralen ermöglichte die geringe Größe von Kabinettscheiben und ihr Einbau in die Fenster der Bürgerhäuser eine Betrachtung aus nächster Nähe. Dies hatte eine detaillierte Malerei von Bilderzählungen auf durchgängigen Trägerscheiben ohne trennende Bleiruten zur Folge. Neben der Schilderung der Tobias- und Josephsgeschichte aus dem Alten Testament wurde auch das ereignisreiche Leben des Patriarchen Abraham als Erzählstoff für Bildfolgen im Format der Kabinettscheiben eingesetzt. Die beiden vorliegenden Glasgemälde, die ehemals wohl aus zwei unterschiedlichen Zyklen stammen, zeugen von der Beliebtheit des Themas über einen längeren Zeitraum hinweg. In der um 1520 entstandenen Scheibe sendet Abraham einen vor ihm knienden Knecht aus, um eine Frau für seinen Sohn Isaak zu finden. Hinter der stehenden Figur Isaaks wird der weitere Verlauf der Geschichte angedeutet, in dem Rebecca, die spätere Braut, in der Tiefe der Landschaft mit einem Wasserkrug auf eine Gruppe von Reitern zugeht. Die ältere Scheibe schildert den Ausgang der Brautsuche. In einer hügeligen Landschaft mit Häusern steht das Paar vor Abraham, der die Heirat segnet. Die stilistischen Unterschiede beider Glasmalereien in der räumlichen Erschließung des Bildraums sowie in der Gestaltung der Gesichter und Gewänder zeigen deutlich eine Weiterentwicklung und die daraus resultierenden abweichenden Entstehungszeiten. Erschwert wird die zeitliche wie auch regionale Einordnung durch die Verbreitung bestimmter Bilderfolgen, einerseits durch den regen Handel mit den kleinformatigen Glasmalereien im Mittelalter, als auch durch die weitreichende Verwendung der Vorlagen. So zeigen eine um 1480 datierte Glasmalerei (Amsterdam, Rijksmuseum, Inv. 12243) und eine Zeichnung (Rotterdam, Museum Boymans van Beuningen, Inv. N 192) eine übereinstimmende Wiedergabe der Heirat von Isaak und Rebecca. Beide Werke werden jedoch in die nördlichen Niederlande, möglicherweise nach Leiden lokalisiert. Kat. Köln 1903, 38, Taf. 9, 578. – Husband 1991, 16–17. Carola Hagnau 72

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