Licht in dunklen Zeiten

Kreuzigung Christi mit Maria und Johannes Oberrhein/Schweiz (?), 1. Viertel 16. Jh. Glasmalerei 88,3 x 61 cm Leihgabe der Peter und Irene Ludwig Stiftung 14 Die Figuren von Maria und Johannes stehen nah am Gekreuzigten und blicken zu dessen herabgesunkenem Haupt auf. Johannes ist in die für ihn charakteristische Kleidung aus grünem Untergewand und rotem Mantel gehüllt. Seine Arme hält er im Trauergestus über der Brust gekreuzt, während Maria die Hände zum Gebet faltet. Die Köpfe aller drei Figuren werden durch mit Silbergelb hervorgehobene Nimben hinterfangen. Die Heiligenscheine von Maria und Johannes tragen zudem Inschriften: SALVE REGINA MISERICORDIE VITA und O SANCTUS JOHANES EWA(NGELISTE). Die Worte sind als Anrufungen der beiden Heiligen zu verstehen. Die Inschrift im Nimbus von Maria entspricht außerdem dem Beginn des marianischen Antiphons, ein an die Muttergottes gerichteter Gesang in der katholischen Kirche. Die Dichte der Komposition wird durch die Rahmung der Szene mit zwei Säulen an den Bildrändern verstärkt, deren Schäfte aus gedrehtem Astwerk gebildet sind. Im oberen Bildteil wird die Darstellung von blauem Grund mit angedeuteten Wolkenformationen hinterfangen. Am Fuß des Kreuzstamms sind als Verweis auf den Berg Golgatha als „Schädelstätte“ der Schädel Adams und Gebeine auf steinigem Boden wiedergegeben. Im Versteigerungskatalog der Sammlung Lord Sudeley von 1911 wurde die Scheibe zusammen mit zwei weiteren Glasmalereien, die die beiden Heiligen Jakobus den Älteren und Antonius, zum anderen den hl. Mauritius zeigen, Ludwig Funk (1470–1532), einem Ende des 15. bis ins erste Drittel des 16. Jahrhunderts in Zürich tätigen Glasmalers, zugeschrieben. Als Vorlage für die Darstellung der Kreuzigung wurde ein Entwurf des Malers und Zeichners Hans Leu d. J. (1490–1531) vermutet. Zu den erwähnten Scheiben lassen sich jedoch keine eindeutigen Bezüge erkennen und für den Glasmaler Ludwig Funk fehlt es bislang an vergleichbaren Werken der Glasmalerei. Aus diesem Grund erscheint die Zuschreibung an Funk zweifelhaft. Eher ist auf die allgemeine stilistische Verwandtschaft in der Gestaltung der Figuren mit den teils rundlichen Gesichtern zu Glasmalereien vom Oberrhein und aus der Schweiz zu verweisen. Kat. München 1911, 1. – Grimme 1960/61, 39, 44, Abb. 45. – Kat. LudwigsLust 1993, 119, Nr. 92 (Rainer Kahsnitz). Carola Hagnau/Jule Wölk 76

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