Licht in dunklen Zeiten

Kopf eines Ritterheiligen Deutschland oder Niederlande, 1. Hälfte 16. Jahrhunderts Glasmalerei 25 x 25,5 cm Kyjiw, Khanenko Museum, Inv. 132 БР МХ 15 Die Herkunft und ursprüngliche Bestimmung des lebensgroßen, aus seinem kompositionellen Kontext gelösten nimbierten Männerkopfes mit Visierhelm und Panzerkragen lässt sich nicht eindeutig definieren. Die kriegerische Ausrüstung in Verbindung mit dem Heiligenschein und der jugendlichen Erscheinung des Dargestellten sprechen am ehesten für den Überrest einer Figur eines Ritterheiligen, möglicherweise des hl. Georg. Die Größe und die dynamische Dreiviertelansicht des Kopfes legen zudem die Vermutung nahe, dass es sich entweder um ein Fragment aus einer großformatigen Szene aus dem Leben des Heiligen oder um eine Darstellung des hl. Georg (?) als Namenspatron neben seinem Schützling in der Stifterzone eines Glasfensters handeln könnte. Für beide Thesen gibt es zahlreiche Beispiele in der Glasmalerei des frühen 16. Jahrhunderts, vor allem am Niederrhein und in den Niederlanden. Die zeichnerische Ausführung der im hinteren Bereich des Kopfes passend ergänzten Scheibe zeigt eine routinierte Stupftechnik aus dem nassen Halbton mit feinen Schraffuren in den Schattenpartien und kräftigen Konturlinien an den Augenbrauen und am Nasenrücken. Zusätzliche Akzente in der Modellierung setzen die abschließend ausgewischten oder mit der Nadel ausradierten Lichtreflexe auf Oberlippe, Augenlidern und Helm. Die Silbergelbbemalung auf der Rückseite der Scheibe hebt das Profilbild eindrucksvoll hervor. Allerdings lässt diese souveräne Mischung von Negativ- und Positivtechnik im Zeitalter der Druckgraphik keine Rückschlüsse auf die Herkunft des Künstlers zu. Denn sowohl im deutschsprachigen Rheinland als auch in Flandern oder Brabant beherrschten die Glasmaler das hier gezeigte künstlerische Können und die gesamte Palette der graphischen Techniken gleichermaßen. Unpubliziert. Elena Kosina 78

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