Licht in dunklen Zeiten

Versuchung Christi Köln, 1562 Glasmalerei 86 x 70 cm Leihgabe aus Privatbesitz 20 Dämonisch lächelnd tritt der aufwendig gekleidete Teufel in Menschengestalt mit einem Stein in seiner Hand Christus gegenüber. Nach 40 Tagen des Fastens in der Wüste fordert der Teufel Jesus heraus, seine Göttlichkeit unter Beweis zu stellen (Mt 4,1–11; Mk 1,12–13; Lk 4,1–13). Doch Jesus widersteht den Aufforderungen, Steine in Brot zu verwandeln, sich unbeschadet vom Turm zu stürzen und den Satan anzubeten, um die Herrschaft über die Welt zu erlangen. Stattdessen stößt er den Teufel rechts oben im Bild von sich einen Abhang hinab. Die Glasmalerei lässt sich eindeutig dem sog. Christusfenster im nördlichen Querhaus des Kölner Doms zuordnen. Die Zusammenstellung dieses Fensters mit den um 1525 und 1562 entstandenen Glasmalereien gehört nicht zum ursprünglichen Bestand des Doms, sondern gelangte 1823 in die Kathedrale und 1870 an die heutige Stelle. Die ursprünglich zu zwei verschiedenen Fensterzyklen gehörenden Glasmalereien stammen wahrscheinlich aus den Kreuzgängen der Kölner Klöster St. Apern und St. Cäcilien, die im Zuge der Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts aufgelöst und deren Kreuzgänge abgerissen wurden. Die Fensterbahnen setzen sich aus verschiedenen Szenen aus dem Leben Jesu zusammen. Gerahmt wird jede Darstellung durch eine Renaissancearchitektur mit reich verzierten Säulen. Die Versuchung Christi lässt sich dem jüngeren, um 1562 entstandenen Zyklus zuweisen und gehörte somit wohl in den Zusammenhang des Kreuzgangs von St. Cäcilien. Die Datierung des Zyklus geht auf die Wiedergabe der Jahreszahl 1562 auf einem Pfeiler in der Scheibe „Christus vor dem Hohepriester Annas“ zurück. Deutliche Übereinstimmungen besonders zu den Darstellungen „Christus und die Samariterin“ und „Erweckung des Lazarus“ zeigen sich in der Gestaltung der rahmenden Säulen, Tellernimben und Gewänder, im Antlitz Christi sowie in der Farbgebung. Die Szene der Versuchung ließe sich somit im Anschluss an die Taufe Christi einordnen. Die Komposition der Glasmalerei greift auf einen Holzschnitt aus der „Kleinen Passion“ von Jacob Cornelisz. van Oostsanen, um 1520–1530, zurück (London, The British Museum, Inv. 1859.0709.2840). Übereinstimmungen zeigen sich im Bildaufbau, in Teilen in der Teufelsgestalt und Turmarchitektur. Ebenso vergleichbar ist eine bereits um 1516–1522 entstandene Glasmalerei mit der Szene der Versuchung (London, Victoria & Albert Museum, Inv. C 237-1928). Ursprünglich gehörte diese Scheibe zur Verglasung des Kreuzgangs im Kloster Mariawald in der Eifel. Rode 1974, 180–185, Abb. 27, Taf. 194–201. – Kat. Rheinische Glasmalerei 2007, Bd. II, 208–210, Kat. Nr. 104, Abb. 31 (Dagmar Täube). – Scholz 2021. Carola Hagnau 92

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